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Kleine Meereskunde

Täglich bekommen wir viele Fragen rund um das Thema Meer. Das brachte uns auf die Idee, diese Fragen zu sammeln, zu beantworten und die Antworten in einer "kleinen Meereskunde" zusammenzufassen.

Sollte Dein Wissenshunger dadurch nicht befriedigt sein - in unserem Oceanblog oder in unserem Podcast "Meeresrauschen" (auch bei Spotify und Apple) findest Du mehr Informationen zu spannenden Meeres-Themen.

Viel Spaß und Information!

Häufige Fragen rund um das Thema Meer

Man kann es kurz machen - und diese Antwort ist gleichzeitig Legitimation und Grundlage der "Meereskunde": Weil seine bloße Existenz die Erde zu dem macht, was sie ist - ein Planet, der Leben ermöglicht. Ohne das Meer gibt es kein Leben - und ohne Leben nicht Fragen wie diese.
Aber wir wollen auch etwas tiefer einsteigen: Das Meer ist gesund, weil es eine psychohygienische Wirkung auf die Menschen ausübt. Während Hektik, Lärm, Abgase, Lichtverschmutzung uns moderne Menschen täglich begleiten, ist die psychosoziale Gesundheit ein wichtiger Aspekt, mindestens ebenso wichtig wie der physiologisch-somatische; beide hängen eng miteinander zusammen.
Der Soziologe Georg Simmel hatte in seinem Essay "Die Großstädte und das Geistesleben" (1903) bereits sehr früh die psychosozialen Phänomene des Stadtlebens beschrieben und vor ihren gesundheitlichen Risiken gewarnt: die Vielzahl der Menschen, die Kürze und Seltenheit persönlicher Begegnungen, die Flüchtigkeit und Beliebigkeit, der Wechsel und die damit verbundene Oberflächlichkeit der Sozial-Kontakte, die Abstumpfung gegen Unterschiede und der Waren-Charakter der Ding- und Sozial-Welt reduzieren die Bedeutung des Einzelnen, der nicht mehr als unverwechselbare Persönlichkeit, sondern häufig nur noch als übersehbares „Staubkorn“ wahrgenommen wird, so der Soziologe.
Im Gegensatz dazu hat der Aufenthalt an der Küste, in oder auf dem Wasser etwas befreiend Wohltuendes, denn er lässt uns uns selbst als Individuum im Verhältnis zur Natur wahrnehmen. Das hängt mit den Reizen zusammen, die auf uns wirken: das Licht und damit die Farben sind intensiver, die Geräusche und Bewegungen zwar nicht immer leise, aber harmonisch; frische, leicht oder stark bewegte Luft, der Geruch ist unverwechselbar frisch und charakteristisch.
Doch die Empfindungen bei einem Spaziergang am Meer haben auch noch eine andere, zunächst vielleicht einschüchternde Wirkung: viele Menschen verspüren auch Angst vor der Weite und Tiefe, vor den ungebändigten Gewalten des Meeres. Auch diese Ängste oder der Respekt vor den Naturgewalten haben letztlich einen positiven Effekt auf die psychosoziale Gesundheit, denn im Alltag mit seinen allseitigen Reizüberflutungen verdrängen wir unsere Ängste nur allzu gern, oft und leicht. Unsere wahrnehmbare Welt - zumindest in den Industrieländern - vermittelt uns eine vermeintlich sichere Umgebung, die abgekoppelt von der Natur abläuft und sie sogar beherrscht. Am oder auf dem Meer wird uns bewusst, dass wir nur ein "Sandkorn" sind. Diese Einsortierung in die lebendige Welt tut uns gut.
Natürlich wirkt auch das "Stoffliche" auf die Gesundheit. Doch dazu später....

Das Salz stammt aus der Zeit, als sich nach der Abkühlung und Verfestigung der Erdkruste die erste Wasserhülle bildete, der Urozean. Seitdem wirken zwei gegenläufige Prozesse auf den Salzgehalt: wenn am Meeresboden Sedimentmaterial in den geologischen Untergrund dringt, wandert Salz mit hinein. Gleichzeitig wird dem Meer ständig Salz durch Gesteinsverwitterung zugeführt.

Beide Prozesse waren in den erdgeschichtlichen Epochen unterschiedlich stark ausgeprägt. War die Gebirgsbildung bzw. die geologische Festsetzung von Salzen aktiver als die Erosion, die dem Meer Salz zugeführte, war der Salzgehalt im Meerwasser niedriger. Umgekehrt war der Salzgehalt höher, wenn der Eintrag an Salz durch Erosion höher war als durch Gebirgsbildung verloren ging.

Aber auch das Klima und die Gestalt bzw. Tiefe der Ozeane prägt den Salzgehalt: wahrscheinlich war der Salzgehalt vor 270 Millionen Jahren höher als heute, denn damals verdunstete viel Meerwasser in Flachwassergebieten, so dass der Salzgehalt bei etwa 42 g pro Liter Meerwasser lag. Heute liegt er bei durchschnittlich 34,7 g/l.

Weitere Artikel zum Thema Meersalt findest Du im Oceanblog.

Volkszählung im Meer

Die Vielfalt der Meere scheint unendlich groß, das Ökosystem selbst ist noch so unbekannt wie die Rückseite des Mondes. Seine Sensibilität und Bedeutung für den Menschen aber erahnen wir bereits, insbesondere dann, wenn Folgen, die der Mensch verantwortet, wie z.B. der Anstieg des Meeresspiegels zu direkten Beeinträchtigungen von Zivilisation und Wirtschaft führen. Deshalb war die Bestandserfassung „Census of Marine Life“, die zwischen 2000 und 2010 stattfand, nicht nur eine wissenschaftlich getriebene Unternehmung, sondern auch eine gesellschaftliche Aufgabe ersten Ranges.

In einer konzertierten Aktion von 80 Staaten und 2.700 Wissenschaftlern unter enormem Einsatz von Infrastruktur, Geld und Arbeit, sollte der „Census“ grundlegende Informationen über die biologischen Grundlagen der Ozeane erheben: wie groß ist eigentlich die Artenvielfalt, welche Arten leben wo und wie sieht ihre Zukunft aus - auf einem mehr und mehr vom Menschen vereinnahmten Planeten? Welchen Einfluss üben die Arten selbst auf das Ökosystem Meer und auch auf den Menschen aus?

Der „Census“ konnte zwar noch immer keine konkrete Zahl über die tatsächlich existierenden Spezies und Lebensarten im Ozean abgeben. Aber die Zahl bekannter Tierarten im Meer erhöhte sich von 230.000 auf fast 250.000 und eine Hochrechnung ergab insgesamt mindestens eine Million Arten und zehn- oder sogar hundert Millionen von Mikrobenarten.

Das, was Platinen für Computer sind, ist die biologische Vielfalt für die Bio-Technologie.

Die beeindruckende biologische Vielfalt bildet eine der Grundlagen für den nächsten großen Wirtschaftszyklus, den bekannte Wirtschaftswissenschaftler in der Bio- und Nanotechnologie sowie in Gesundheitskompetenzen begründet sehen. Nur einen winzigen Teil dieses Reichtums nutzen wir bereits heute als Nahrungsmittel oder zur Kosmetikherstellung – meist wenig nachhaltig und mäßig intelligent, wie das Beispiel der Überfischung vieler Fischbestände zeigt. Die biologische Vielfalt trägt in sich das Potential für die Therapie von Krankheiten jeglicher Art und für präventive Gesundheitsmaßnahmen. Auch anhand der Zahlen, die der "Census" hervorgebracht hat, kann man den wirtschaftlichen Wert berechnen, den dieses Potential hat:

Allein der Wert der Therapeutika gegen Krebs, die noch ungenutzt in den Meeresorganismen schlummern, wird auf bis zu 4 Billionen Euro geschätzt (Erwin et al. 2010). Gemessen am Anteil der Onkologie-Präparate an dem Gesamt-Pharmamarkt dürfte das wirtschaftliche Potenzial bei 60 Billionen Euro liegen. Wohlgemerkt: diese Kalkulation schließt die Verwendung der lebenden marinen Ressourcen als Nahrung(-sergänzung) und für Kosmetik-, Biotechnologie- oder Medizinprodukte nicht mit ein. Das wirtschaftliche Potential dürfte also noch wesentlich höher liegen. Zum Vergleich: Den Wert des Öls in den Lagerstätten der Erde (ca. 300 Milliarden Barrel), kann man auf 25 Billionen Euro beziffern.

Das Ziel von oceanBASIS, dem Unternehmen, das die Maritime Naturkosmetik „Oceanwell“ erfand, ist die nachhaltige Nutzung dieser Schatzkiste für die Gesundheit. Das Wissen um die stoffliche Zusammensetzung dieser biologischen Vielfalt, aber auch um die Interaktionen von Organismen und Molekülen sowie deren nachhaltige Nutzung ist der Schlüssel für diese Schatzkiste.

In seinem Buch "Die fraktale Geometrie der Natur" hat der Chaostheoretiker Benoit Mandelbrot folgendes Phänomen beschrieben:

Betrachten wir die grobe Struktur der Küsten, also große Buchten und Nebenmeere, so ist deren Länge wesentlich geringer als wenn wir uns auch die kleineren Buchten anschauen. Würde man auch die Umrisse einzelner Steinchen und Sandkörner in die Betrachtung einbeziehen und gar Atome oder subatomare Strukturen, wäre die Küstenlinie nahezu unendlich.

Mandelbrot benutzte das Problem der Bestimmung von Küstenlängen nur als Ausgangspunkt, um eine Anwendungsmöglichkeit für Fraktale zu zeigen. Viele Nichtwissenschaftler sahen in dem Artikel jedoch einen Beweis, dass die Küstenlänge beliebig groß wird, wenn sie genau genug bestimmt wird.

Allerdings hat die praktische Anwendung dieser Betrachtungsweise schon deshalb in der realen Welt keinen Sinn, da die Definition der Küstenlinie wegen des veränderlichen Wasserstandes nicht beliebig genau bestimmbar ist.

In der Natur gilt die Selbstähnlichkeit von Strukturen nur für eine begrenzte Anzahl von Stufen und nicht bis in unendlich kleine Strukturen. Auch deshalb kann man nicht schließen, dass Küstenlinien unendlich lang sind.

In der Praxis behilft man sich mit der Definition der Maßstäbe:
Mit Blick auf die Kontinente ergeben sich bei einem mittleren Maßstab von 1:200.000 folgende Werte:

  • Europa 37.200 km
  • Asien 70.600 km
  • Australien 19.500 km
  • Amerika 104.200 km
  • Afrika 30.500 km
  • Antarktis 24.300 km

Gezeiten werden von den Anziehungskräften (vorwiegend) des Mondes verursacht.

Die Gestalt und die Tiefe der verschiedenen Meeresregionen bestimmt die Ausprägung der Gezeitenwelle. Entscheidend ist, dass Mond und Sonne im Lauf eines Jahres scheinbar zwischen nördlichen und südlichen Wendekreisen hin- und herwandern. In Bezug auf die Äquatorebene der Erde bilden sie Winkel von maximal 23,5 Grad (zur Sommer- und Wintersonnenwende) bzw. 28,5 Grad (zur Sommer- und Wintermondwende).

Diese Deklination wirkt sich auf die Gezeitenwelle aus:
Wenn die Winkelabweichungen von Sonne und Mond übereinstimmen, kommt es vor allem im Sommer und Winter zu einer eintägigen Gezeitenform mit 24-Stunden-Rhythmus. Und dies vor allem in mittleren Breiten, z.B. im Golf von Thailand, Golf von Mexiko, im Südchinesischen Meer und in der Java-See. In anderen Meeresregionen treten Mischformen auf, z.B. zwei unterschiedlich ab- und auflaufenden Hoch- und Niedrigwasser oder mit zwei ungleich starken Hochwassern.

Die Ozeane spielen im globalen Klimasystem eine entscheidende Rolle. Sie enthalten 50 mal mehr CO2 als die Atmosphäre und schlucken alljährlich ein Drittel des vom Menschen produzierten Treibhausgases.

Damit dämpfen die Ozeane zwar den Treibhauseffekt, doch gleichzeitig verändern sie die Chemie des Meeres - der pH-Wert sinkt, d.h. das Wasser wird saurer. Das hat wiederum gravierende Folgen für die Lebewesen, die im Meer leben. Ganz offensichtlich sind die Auswirkungen auf Meeresorganismen, die eine Kalkschale haben, denn diese löst sich im Wasser mit niedrigerem pH-Wert auf bzw. bildet sich schlechter. Korallen sind gefährdet, aber auch Kalkalgen sind betroffen.

Wissenschaftler schätzen, dass die Kalkproduktion in den Ozeanen bis 2100 auf 60-70% des vorindustriellen Wertes zurückgeht. Weil Kalkalgen aber CO2 ins Meerwasser abgeben, wenn sie ihre Schale aufbauen, ergibt sich ein gegenläufiger Effekt. Weniger Kalkalgen bedeuten weniger CO2 - Abgabe. So wird im Ozeanreservoir mehr Platz für die Aufnahme von CO2 aus der Atmosphäre geschaffen.